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Abschied vom sakralen Raum

«Wenn wir jetzt weiter gehen, dann sind wir nicht allein». Mit diesem bekannten Kirchenlied verabschiedeten sich die Gläubigen am Samstag, 4. Mai 2024 vom sakralen Raum im Pfarreizentrum und zogen singend hinaus. Mitgetragen wurden die zuvor aus dem Altar entnommenen Reliquien der Heiligen Urs, Viktor und Bruder Klaus. Auch das Kreuz und die Marienstatue wurden aus dem Raum mitgenommen. Im Foyer des Pfarreizentrums wurde für diesen Anlass eine Gedenk-Wand eingerichtet mit Dokumenten und Fotos der vergangenen 46 Jahren.

Der ökumenisch gestaltete Gottesdienst wurde von Pfr. Otfried Pappe und Pfr. Roger Brunner liebevoll und würdig vorbereitet. Erika Burki spielte Orgel, als Lektorin wirkte Monika Hubler. Sie verkündete auch die Lesung aus dem Buch der Offenbarung des Johannes. Dieser Bibeltext legte den Mitfeiernden folgende Worte ans Herz: «Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.»

In den kurzen Predigt-Gedanken gingen die beiden Pfarrer auf das Loslassen und Abschiednehmen ein. Der sakrale Raum war geistige Heimat für grosse Gottesdienste, in katholischer, reformierter und ökumenischer Tradition. Hier wurden Erstkommunion, Firmung und Konfirmation gefeiert. Man nahm Abschied von Menschen anlässlich von grossen Beerdigungen. Es braucht solche geistigen Heimatorte und in Selzach gibt es ja mit der neu renovierten Pfarrkirche weiterhin einen solchen heiligen Ort. Noch wichtiger ist unser Glaube, der uns sagt: Gott wohnt auch im Alltag in unserer Mitte, wenn wir unseren christlichen Glauben vorleben und die Botschaft Jesu umsetzen.

Viele haben durch ihre Spenden, durch persönlichen Einsatz zur Verwirklichung und zum Betrieb dieses Pfarrei- und Dorfzentrums beigetragen. Für das Dorf Selzach war und ist das ein grosser Gewinn, auch weiterhin, wenn nun das Gebäude per 1.1.2025 von der Kirchgemeinde neu in die Hand der Einwohnergemeinde übergeht.

Mit dem Verlesen des Profanierungs-Dekrets, das der Diözesanbischof Felix Gmür auf das Datum dieses Gottesdienstes ausgestellt hat, wurde dieser sakrale Raum nun "profaniert" und so wieder zur allgemeinen Nutzung freigeben.

Bis zum Sommer ist nun der Rückbau des Altar-Tisches und des Tabernakels geplant. Das Marmor-Podest wird bestehen bleiben und kann zukünftig als zweite Bühne auch für weltliche Anlässe wie Konzerte oder Vorträge genutzt werden. Die 12 Kerzenleuchter mit den Namen der Apostel, sowie das Aussen-Kreuz auf dem Dachgiebel werden ebenfalls bleiben und die Gesamtbevölkerung auch in Zukunft an die Geschichte dieses Gebäudes erinnern.


Pfr. Roger Brunner